Jesuitenkirche
Bis heute kennen sie die Wiener*innen vor allem als unter diesem Namen. Sie ist einer der schönsten Räume Wiens und einer der am besten erhaltenen.
Kaiser Leopold I. hatte 1702 den als Architekt, Bildhauer und Maler bereits damals berühmten Jesuitenbruder Andrea Pozzo nach Wien gerufen. Dieser gab dem Inneren der Jesuitenkirche seine noch heute erhaltene hochbarocke Gestalt. Die Vermittlung des Glaubens durch Erfahrungen mit allen Sinnen ist auch heute typisch für die Seelsorge der Jesuiten an dieser Kirche. Andrea Pozzo schuf einen neuen Raum in der Schale des alten. Unter einer gemalten Scheinkuppel entstand eine Art Zuschauerbereich mit mächtigen Bänken. Sieghaft thront der Glaube am Fuß der gemalten Kuppel. Unter Fanfarenklang, mit Blumen in den Händen verkünden Engel im vordersten Gewölbejoch den Sieg. Erkämpft wird er im hintersten Joch über jenen, die den Raum eben betreten haben. Unter dem Ansturm siegreicher Engel stürzen die Dämonen kopfüber nach unten. Beide Szenen, Engelsturz und Engelglorie, haben einen Rahmen aus Scheinarchitektur mit Ausblick in einen strahlend hellen Himmel.
Begleitet werden die Bilder des Gewölbes von Versen aus Psalm 113. Der Sieg Gottes wird in ihm gefeiert, der Sieg eines Gottes, der den Schwachen aus dem Staub emporhebt, den Armen erhöht, der gering geschätzten Frau zu Ansehen verhilft. So sind auch die beiden Szenen zu verstehen, welche die großen illusionistischen Bilder des Gewölbes rahmend zwischen sich nehmen: über den Emporen beim Eingang die Anbetung der Hirten, am Beginn des Presbyteriums die Rast der Heiligen Familie auf der Flucht nach Ägypten. Diese Bilder sind Tafelbildern gleich ins Gewölbe gesetzt, in kräftigen, vergoldeten Rahmen, inmitten reich verzierter Flächen. Beide stellen ein Neugeborenes in die Mitte, einen Gott, der schwach und klein geworden ist und so die Welt erlösen wird.
Der Sieg Gottes, die Erlösung, wird schließlich im Bild des Hochaltars und dem Fresko der Chorwölbung gefeiert.
Maria wird leibhaftig aufgenommen in den Himmel, empor getragen zum dreieinen Gott, um von ihm gekrönt zu werden. Die prachtvolle Krone bildet den oberen Abschluss des Hochaltars. Maria steht für die Kirche, für das Menschengeschlecht. Ihr Sieg ist der Sieg des erlösten Menschen. Strahlend und glanzvoll wird dieser Sieg vorgetragen.
Nicht bloß in den Bildern, sondern auch im Gebauten selbst, in den Farben, den Verzierungen, der Ausstattung. Der Raum verkündet den Sieg im Glanz des Goldes, in der Wärme seiner von Fleischtönen und Ocker dominierten Farben. Die Kostbarkeit der Dekoration bis hin zu feinsten Intarsien, die Kolossalordnung der Architektur, die Säulenordnungen der Seitenkapellen, alles vergegenwärtigt einen Sieg, der – und das zeigt sich nun –, doch etwas ganz anderes ist als jene Siege, die mit der Entstehung der Kirche geschichtlich verbunden sind. Damals wurde der Sieg des Katholizismus und des Hauses Habsburg über Protestantismus und Osmanen, über die Feinde des Reiches gefeiert. Durch die Zeit hin bis heute feiert der Raum dieser Kirche die Überwindung der Macht des Todes, die Auferstehung des Fleisches, den Sieg des Kleinen und Schwachen.
Weitere Informationen zur Jesuitenkirche können hier gefunden werden: https://jesuitenkirche-wien.at/